Ausbildungssupervision

Shownotes

Ausbildungssupervision bezeichnet die gezielte supervisorische Begleitung von Studierenden der Sozialen Arbeit – sei es individuell oder in kleinen Gruppen – während ihrer Praxisphasen. Wir meinen in dieser Folge explizit nicht die Formate, die in therapeutischen Weiterbildungen oder Ausbildung als Supervision bezeichnet werden. Hier gibt es einen wesentlichen Unterschied, der vor allem mit dem jeweiligen Tätigkeitsfeld und entsprechenden Handlungsanforderungen zu tun hat.
Ausbildungssupervision scheint ein spannungsgeladenes Setting zu sein, was mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen assoziiert und empirisch nahezu unerforscht ist. Man weiss gar nicht so genau, was da eigentlich passiert. Darüber sprechen wir in dieser Folge mit dem Supervisor und Professor für soziale Arbeit, Dr. Tim Middendorf, der seine Dissertation zu diesem Thema verfasst hat. Wozu braucht es eigentlich Supervision währen der Ausbildung? Als eine der Kernkompetenzen der Sozialen Arbeit gilt die personale und persönliche Bewältigung komplexer Problemlagen und widersprüchlicher Anforderungen. Professionelle der Sozialen Arbeit müssen die oft widersprüchlichen Aufträge und vielschichtigen Situationen einschätzen können und zugleich die damit zusammenhängenden Verunsicherungen und Ambivalenzen rational und emotional angemessen bewältigen. Dafür brauchen sie ausreichendes Wissen, rationale Analysekompetenz, aber auch die Fähigkeiten zur angemessenen Einschätzung der emotionalen Dynamiken affektiver Reaktionen. Studierende der Sozialen Arbeit stehen vor der Herausforderung der Aneignung und Einordnung analytisch-kognitiven Wissens einerseits sowie der Bedeutung praktischen Lernens und die Berücksichtigung emotionaler Prozesse beim Lernen, Beurteilen und Entscheiden andererseits. Dabei soll Reflexion von Praxiserfahrungen helfen, wofür Supervision einen Raum bietet. Hochschulen können bei der Organisation der Praxisreflexion nicht auf einen ausformulierten staatlichen Auftrag zurückgreifen. Statt in einem Dreieckskontrakt bewegen sich Supervisoren in diesem Kontext in einem Viereckskontrakt, denn die Hochschule ist Teil des Kontraktes, nicht nur die Praxisstelle als Arbeitgebende. Es gibt kaum Leitlinien, weshalb der Orientierungsrahmen löchrig ist, was zu dauerhafter Legitimierungsnotwendigkeit führt. Ähnlich schwierig ist es vermutlich für die Studierenden, deren Person und biografischen Erfahrungen in den Gruppen zur Disposition stehen (können). Eine Strategie zur Entkopplung von Benotung und Beratung im Ausbildungskontext ist es, auf externe Supervisor:innen als Lehrbeauftragte zurückzugreifen. Selbstverständlich nimmt das nicht automatisch zugleich Bewertung(sphantasien) aus dem Setting heraus. Das Format bewegt sich „im Spannungsfeld zwischen Draufsicht und Aufsicht“ (Herbert Effinger, 2015, S. 129). Trotzdem sprechen wir uns eindeutig für die Ausbildungssupervision aus. Tim Middendorf wirbt explizit darum, dass auch erfahrene Supervisor:innen diese Aufträge in Erwägung ziehen – trotz der geringen Entlohnung - und damit Teil eines wichtigen beruflichen Sozialisationsprozesses werden. // Literatur // Middendorf, Tim (2021): Professionalisierung im Studium der Sozialen Arbeit. Eine sozialisationstheoretische Perspektive auf Ausbildungssupervision. Beltz Juventa. https://www.beltz.de/fachmedien/sozialpaedagogik_soziale_arbeit/produkte/details/46561-professionalisierung-im-studium-der-sozialen-arbeit.html // Effinger, Herbert (2015): Ausbildungssupervision in der Sozialen Arbeit. In: SozA (4)64 //

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